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Pfingsten im Zeichen meines Lebens

Es ist Pfingsten. Ich habe schon früh am Morgen Feuer im Kamin gemacht. Am Feuer und bei einem Chimarrão erwärmte ich Körper und Seele.  Habe mein Heim in Ordnung gebracht. Jetzt lese ich Arbeiten von meinen Studenten. Zwischendurch lege ich eine Pause ein, lese Gedichte oder versinke in meiner eigenen Gedankenwelt.
Als ich zum ersten Mal das Licht der Welt erblickt habe, war es auch Pfingsten.  Es war auch ein Sonntag,  geheimnisvoll grau und kalt. Ein Tag so wie heute. Um vier Uhr nachmittags kehrte schon die Dunkelheit ein, und so war mein erstes Licht, ein Licht, das von Kerzen und einer Öl Laterne ausging. Im Zeichen der Feuerflamme des Heiligen Geistes bin ich zur Welt gekommen, daher ist Feuer ein  Symbol meines Lebens. Pfingsten ist mir heilig.
Was auch vielleicht erklärt weshalb  Feuerflammen, Kerzenlicht eine so starke Anziehungskraft auf mich ausüben. Ich liebe Kerzenschein und Feuer im Kamin. Auch die dunklen grauen Tage  stehen ganz im Einklang zu meinem Wesen. Graue geheimnisträchtige Tage weisen eine  magische Kraft auf,  lösen seit je eine Magie in mir aus. Diese ersten Eindrücke, die ich von Lebensgefühlen am jenen  Tag,  als ich Gewahr von der Welt gewonnen habe, begleiten mich in meiner Existenz: Fackelndes Licht, graue Tage …
Das Leben ist und bleibt für mich ein Rätsel.
Mein ganzes Leben ist ein Versuchen, die Geheimnisse des Lebens zu verstehen. Nun muss ich erkennen: ein Leben ist zu wenig, um alle Mysterien der Welt zu lösen.
Aber ich weiß, es gibt eine größere Ordnung hinter (oder über) den Tatsachen, so wie es auch  eine höhere Bedeutung, so etwa wie jene, die man z.B.  in den Märchen erfassen kann, welche auch  in Geschichten und im täglichen Leben ruht. Dieses höhere  Gefühl ist das, was die großen Dichter und Denker zum Ausdruck bringen können und was zu erfassen gilt. Es ist etwas,  dass auf der Ebene der Intuition beruht. Wenn wir nur bei Fakten ausharren, bleibt unsere Seele arm. Ebenso sind wir arm, wenn wir nur die praktischen funktionellen Seiten des Lebens und in den Menschen sehen. Was ontologisch ist, ist wahrhaftig. Aber das ist, bzw. das ‘fängt’ hinter / über den Sachverhalten von dem an, was wir sehen. Daher müssen wir das Kind in uns  bewahren und unsere Seele in Verbindung mit dem Großen und Ganzen pflegen. Das heißt auch unsere Wurzeln nicht austrocknen lassen, unsere Verbindungen mit unseren Vorfahren liebevoll pflegen. Die österreichische Erzählerin  und Novellistin Marie Freifrau von Ebner- Eschenbach (1830 – 1916) würde sagen:

„Ich gehe langsam in den Laubengängen und zwischen den Wiesen hin und kann den Fuß auf keine Stelle setzen, die nicht vor langer, langer Zeit, oder vor einer noch nicht fernen, ein mir teurer Mensch betreten hat. Sie alle haben den dankbaren, fruchtbaren Boden unserer Heimat geliebt, und wenn ich über ihn hin schreite, umgeben sie mich, die Erbin dieser Liebe, sie mir ins Dasein, ich ihnen in den Tod getreu. Die Erinnerung knüpft ihre feinen, starken Fäden, tragt mir liebe Bilder, liebe Worte zu. „